Unser technologischer und kultureller Fortschritt zeigt sich seit jeher auch in der Art, wie wir für Dinge und Waren bezahlen – von den ersten Münzprägungen um 600 v. Chr. über die ersten Banknoten im 17. Jahrhundert bis hin zu mobilen, digitalen Krypto-Währungen. Gerade heute ist die Zahlungslandschaft so dynamisch wie nie zuvor – mit immer neuen spannenden Entwicklungen und Trends.
Mit welchen wir 2023 rechnen können, wollten wir dieses Mal auch von einer KI wissen: Wie bei unserer Prognose der Geschäftsreisetrends haben wir ChatGPT miteinbezogen, – den neuen Rockstar unter den Chatbots. Wie dieses KI-Model genau funktioniert, können Sie bei Bedarf hier nochmals nachlesen. Für uns besonders spannend: Kann eine KI, die eigentlich nur über Daten verfügt, die sie 2021 erhalten hat, eine zutreffende Prognose liefern? Wir haben es ausprobiert und ihre Antworten entsprechend eingeordnet.
Es ist schwierig, die genauen Zahlungstrends für das Jahr 2023 mit Sicherheit vorherzusagen. Aber einige Trends, die in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen haben, werden wahrscheinlich weiterhin an Bedeutung zunehmen. Hierzu zählen:
„Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, scheint das Motto von ChatGPT zu sein, wenn es um Prognosen geht. Gleich zu erwähnen, dass dies schwierig sei, ist clever. Ebenso die Konzentration auf bestehende Trends: Die KI bleibt lieber auf der sicheren Seite.
Mobile Zahlungen: Es wird erwartet, dass die Nutzung mobiler Geräte für Zahlungen zunehmen wird, da immer mehr Menschen den Komfort und die Sicherheit dieser Plattformen bevorzugen.
Bereits Ende 2020 waren über 2,8 Milliarden „mobiler Geldbörsen“ weltweit im Einsatz – diese Zahl wird sich schätzungsweise bis Ende 2025 auf 4,8 Milliarden erhöhen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wird das Mobiltelefon für Zahlungen nutzen, auch da wir es ohnehin überall dabei haben. Der größte Markt bleibt dabei China (mit WeChat Pay und Alipay), doch der Ausbau der mobilen Infrastruktur in Afrika, dem Nahen Osten und Lateinamerika wird diesen Trend weiter beschleunigen. Mehr zu diesem Thema können Sie in unserem englischsprachigen Leitfaden für mobile Zahlungen erfahren. Und mit der AirPlus Corporate Card mit Apple Pay bieten auch wir bereits eine entsprechende Bezahllösung.
Kryptowährungen: Kryptowährungen werden wahrscheinlich eine breitere Akzeptanz finden und sich als Zahlungsmittel durchsetzen.
Die Nutzung digitaler Währungen wie Bitcoin und Ethereum sowie unterstützender Blockchain-Technologien stieg im Jahr 2021 sprunghaft an. Und seit 2017 hat der Krypto- und Blockchain-Sektor weltweit knapp 20 Milliarden US-Dollar an Risikokapital angezogen. Allerdings kam es 2022 zu einem starken Einbruch des Marktes – und auch die spektakuläre Pleite der Kryptobörse FTX sorgte Anfang 2023 weltweit für Schlagzeilen.
Andererseits akzeptieren immer mehr namhaften Marken wie etwa Gucci und sogar eher traditionelle Zahlungsdienstleister ebenfalls Kryptowährung. Über die Auswirkungen, Chancen und Risiken von Kryptowährungen im geschäftlichen Zahlungsverkehr lesen Sie mehr in unserem separaten Blog-Artikel.
Kontaktlose Zahlungen: Kontaktlose Zahlungen, bei denen die Verbraucher Zahlungen durch einfaches Antippen ihrer Karten oder Geräte auf dem Lesegerät eines Händlers vornehmen, werden sich voraussichtlich noch weiter verbreiten.
Während moderne POS-Lösungen und Kartentechnologien kontaktlose Zahlungen schon seit Längerem ermöglichen, hat erst die Pandemie für deren Durchbruch gesorgt. Daten der Europäischen Zentralbank zeigen, dass der Anteil kontaktloser Kartenzahlungen im Jahre 2022 auf 62 % stieg– noch 2019 lag dieser bei gerade einmal 41 %. Sie sind längst zur Gewohnheit geworden und gehen Hand in Hand mit dem Wachstum mobiler Zahlungen.
Sofortige Zahlungen: Sofortige Zahlungssysteme, die Überweisungen zwischen Bankkonten in Echtzeit ermöglichen, werden wahrscheinlich immer häufiger angeboten und genutzt werden.
Sofortige Zahlungen in Echtzeit haben viele Vorteile – und werden nach der erfolgten Standardisierung der Echtzeitüberweisung von immer mehr Unternehmen angenommen. Zu diesen zählen auch sogenannte A2A-Payments (Account-to-Account – also Konto-zu-Konto-Zahlungen), die voraussichtlich bis Ende 2023 ein Fünftel aller E-Commerce-Zahlungen in Europa ausmachen werden.
A2A-Zahlungen erfolgen per Banküberweisung und sind für Händler äußerst vorteilhaft, auch da sie weniger Rückbuchungen mit sich bringen. Die Integration in die Bankinfrastruktur bedeutet niedrigere Kosten pro Transaktion, eine nahtlose Kundenerfahrung und eine sichere Authentifizierung.
E-Wallets: Digitale Geldbörsen, die es den Verbrauchern ermöglichen, ihre Zahlungsinformationen sicher an einem Ort zu speichern, werden wahrscheinlich weiter an Beliebtheit gewinnen.
E-Wallets – elektronische Geldbörsen – sind schon heute weit mehr als nur eine kartenbasierte Omnichannel-Zahlungsmethode. Sie bieten Treueprogramme, E-Commerce-Transaktionen, P2P-Zahlungen, Rechnungszahlungen, Kryptospeicher und sogar Finanzdienstleistungen. So ermöglicht etwa die App Samsung Pay ihren Nutzern, Kreditkarten, Kundenkarten, Fahrkarten, COVID-19-Impfzertifikate und verschiedene Ausweisdokumente zu speichern. Mit Samsung Blockchain Wallet können sie den Wert ihrer Kryptowährungen an ausgewählten Börsen überwachen. Auch Android-Nutzer können derartige Dokumente in ihrer Google Wallet speichern, während Apple diese in seiner Wallet bereits seit 2012 ermöglicht. E-Wallets vereinfachen unser Leben schon heute in vielen Bereichen und biete die technologischen Voraussetzungen für eine digitale Identität.
Hinweis: Diese Trends können in verschiedenen Ländern und Regionen variieren, und die Einführung neuer Zahlungsmethoden kann durch verschiedene Faktoren wie Vorschriften, Infrastruktur und Verbraucherverhalten beeinflusst werden.
Danke ChatGPT – denn dieser Hinweis ist tatsächlich sehr wichtig. Sehen wir uns die Auswirkungen dieser drei Faktoren einmal näher an:
Vorschriften wie die elektronische Rechnungsstellung für Rechnungssteller oder die strengen Anforderungen der PSD2 an die Kundenauthentifizierung erschweren ein reibungsloses Zahlungserlebnis. Die Hoffnungen liegen nun auf der nachfolgenden PSD3, die eine benutzerfreundlichere und weniger invasive Art der Authentifizierung ermöglichen soll.
Die künftige Architektur des Zahlungsverkehrs wird darauf basieren, dass sich Unternehmen integrationswillig zeigen und gemeinsame Dienste mit anderen Unternehmen in ihrem Ökosystem anbieten. Das Rückgrat bildet dabei ein Dienstleistungsportfolio, das maßgeschneiderte branchenspezifische Kundenlösungen ermöglicht.
Diese Zahlungssysteme werden neben nativer Technologie auch Integrationsmodule, APIs und cloudbasierte Daten anbieten – und ein Portfolio von Diensten (Zahlungsverarbeitung, digitale Identitätsdatenbanken und andere gemeinsam nutzbare Register) in eine gemeinsame Infrastruktur integrieren. Über API-Aufrufe können sie mit dem Kernsystem kommunizieren. Auch das zunehmende Angebot von Payments-as-a-Service weist in diese Richtung.
Für den gesamten Zahlungsmarkt wird das Verbraucherverhalten immer der Trendsetter bleiben. In den letzten Jahren hat im B2B-Zahlungsverkehr eine verbraucherorientierte Neuausrichtung eingesetzt: eine Anpassung der Zahlungsvorgänge an die des privaten Konsums. BNPL und eingebettete Zahlungen sind hierfür zwei gute Beispiele:
BNPL
Der BNPL-Trend (Buy Now, Pay Later – „Jetzt kaufen, später bezahlen“) ist in den letzten Jahren plötzlich auf die Payment-Branche übergesprungen. Dabei handelt es sich um eine Kreditmethode, bei dem ein Dritter (der BNPL-Dienstleister – also weder die Bank noch der Händler) in Vorleistung tritt. Meist ohne Verzinsung erfolgt anschließend die Bezahlung in Raten. Eine bequeme und zinsgünstige Finanzierungsoption, die insbesondere bei der Generation Z und den Millennials beliebt ist.
Weltweit beliefen sich 2022 die Verbraucherausgaben für BNPL-Plattformen bereits auf 112 Milliarden US-Dollar, Tendenz stark steigend – einige Schätzungen gehen bis 2027 von einem Wachstum auf über 430 Milliarden US-Dollar aus. Für den B2B-Bereich ist BNPL bereits ein wachsender Trend im Rahmen der Optimierung der Lieferkettenfinanzierung.
Eingebettete Zahlungen
Ob bei Essenslieferungen, Ridesharing oder In-Car-Payment: Reibungslose und eingebettete Zahlungen, bei denen der Zahlungsvorgang nahtlos in den Kundenprozess integriert ist, stehen bei Verbrauchern hoch im Kurs. Ein Markt, für den ein Volumen von 7 Billionen US-Dollar bis 2026 prognostiziert wird.
Wie bereits erwähnt, hat sich ChatGPT mit seinen Prognosen nicht allzu weit aus dem Fenster gelehnt – und letztlich ist der Payment-Sektor auch zu groß und zu dynamisch, um ihn auf eine Handvoll Trends zu reduzieren. Wir können nicht beurteilen, ob die trainierte Datenmenge der KI dabei eine tragende Rolle spielt, dennoch vermissen wir die folgenden Aspekte beim Blick auf die Zahlungstrends für 2023:
Daten- und Cloud-Integration
Wir können davon ausgehen, dass die Nutzung von Daten und Cloud-Technologie weiter zunehmen wird. Open Banking setzt sich in immer mehr Märkten durch und spielt eine Schlüsselrolle bei der Vereinfachung reibungsloser Zahlungen.
Open Banking ermöglicht es Kunden, Geld schnell und kostengünstig international zu transferieren, wodurch der Verwaltungsaufwand für traditionelle Banküberweisungen entfällt. Ferner ermöglicht es u. a. einen besseren Einblick in die Transaktionsdaten, bietet eine vereinfachte Buchhaltung und schlankere Finanzierungsprozesse. Dennoch haben bislang nur 40 % der befragten Banken transaktionsbasierte APIs zur Wertschöpfung genutzt, was die weitverbreitete Annahme des ISO 20022-Standards schnell ändern könnte.
Auch im Zahlungsverkehr wird das Thema Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren immer wichtiger werden – nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Interesses und der entsprechenden Gesetzgebung.
Das aktuelle Stichwort hierzu lautet ESG (Environment, Social and Governance – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und umfasst alle Aspekte der unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsstrategie. Einen wichtigen Beitrag hierzu können nachhaltige, klimaneutrale Zahlungslösungen wie der AirPlus Company Account leisten. Ohne diese werden die durch Zahlungsaktivitäten entstandenen unvermeidbaren Kohlenstoffemissionen zunehmend kompensiert werden müssen.
Am Ende unseres kleinen Experiments mit ChatGPT sind wir schon etwas überrascht, wie zutreffend die Prognose der KI letztlich ausgefallen ist. Selbst wenn für unseren Geschmack ein paar Trends gefehlt haben.
Richten wir den Blick nach vorne, halten wir fest, dass Zahlungen heute nicht mehr ausschließlich nach ihrer Geschwindigkeit und Simplizität beurteilt werden: Ein reibungsloses Kundenerlebnis mit eingebetteten und unsichtbaren Zahlungen ist mindestens ebenso wichtig geworden.
Dazu schmilzt die Grenze zwischen dem B2C- und dem B2B-Zahlungsmarkt – wir möchten zunehmend ebenso einfach im geschäftlichen Umfeld bezahlen, wie wir dies aus dem privaten Bereich längst gewohnt sind. Ob und wie sich die zunehmende Fokussierung auf den Verbraucher auch im B2B-Bereich fortsetzen wird, bleibt spannend abzuwarten.