Geschäftsreisen: Warum Bleisure Travel immer beliebter wird

Immer mehr Unternehmen bieten Geschäftsreisenden die Möglichkeit, geschäftliche Termine mit privaten Reisen zu verbinden: Doch Bleisure Travel ist nicht nur ein neuer Trend, sondern hat das Potenzial, Unternehmen auch im Wettbewerb um die besten Fachkräfte langfristig besserzustellen.

Wir haben uns einmal näher angesehen, welche Vorteile mit dem Phänomen der Bleisure-Reisen einhergehen – und vor welche Herausforderungen er Unternehmen stellt. Doch bevor es losgeht, möchten wir den Begriff erst einmal definieren.

 

Was genau versteht man unter Bleisure Travel?

Bleisure Travel setzt sich aus „Business“ und „Leisure“ (Freizeit) zusammen und bezeichnet Aufenthalte, bei denen Geschäfts- und Freizeitaktivitäten auf einer einzigen Reise kombiniert werden. Derartige Reisen, die auch als „Workations“ bezeichnet werden, eröffnen Mitarbeitenden die Möglichkeit, in der arbeitsfreien Zeit vor Ort beispielsweise Museen oder andere Sehenswürdigkeit zu besichtigen. Was im Rahmen einer Geschäftsreise als Freizeit gilt, sollte vorab klar festgelegt werden.

Die folgende Grafik zeigt Ihnen, was genau unter Bleisure Travel zu verstehen ist:

 

Infografik: Bleisure Travel

 

Bleisure Travel: einfach mehr erleben

Das Paradebeispiel für Bleisure Travel ist die Kombination einer Geschäftsreise in eine andere Stadt mit der privaten Besichtigung der ein oder anderen Sehenswürdigkeit.

Bleisure Travel kann entsprechend wie folgt aussehen:

  • Sie fliegen zu einer Konferenz nach New York City und verlängern ihre Reise um ein paar Tage, um sich die Museen, Restaurants und ikonischen Wahrzeichen anzusehen.
  • Sie haben nach Ihrem Kundentermin in San Francisco noch einen zusätzlichen Tag eingeplant, um die nahe gelegene Weinregion zu besuchen und eine Weinprobe zu machen.
  • Sie nutzen die Gelegenheit, nach dem Besuch Ihres Projektstandortes auf Bali die traumhaften Strände, Tempel und kulturellen Sehenswürdigkeiten zu genießen.
  • Da die Tech-Konferenz in Tokio am Freitagabend endet, nutzen Sie das folgende Wochenende, um Ihre Reise mit kulturellen Erlebnissen wie einer Teezeremonie oder dem Besuch eines Sumo-Kampfes abzurunden.

Die Idee hinter Bleisure Travel ist natürlich nicht ganz neu. Schließlich ist es auf Geschäftsreisen oft möglich, die wenige freie Zeit am Abend noch für kleinere Erkundungen zu nutzen. Sofern das Hotel nicht gerade allzu fern ab liegt. Neu ist jedoch, dass diese Kombination aus Arbeit und Freizeit jetzt von Unternehmensseite ermöglicht wird. Doch warum hat sich diese Einstellung geändert?

 

Work-Life-Balance zunehmend gestört

Der verstärkte Trend hin zu Bleisure Travel fällt in eine Zeit, in der sich Arbeits- und Privatleben immer stärker vermischen. Denken wir nur an die Zunahme virtueller Meetings, die wir oft genug von zu Hause aus zu führen hatten und haben. Die Arbeitswelt ist wie nie zuvor in unser Privatleben vorgedrungen.

Und das ist zugleich Fluch und Segen: Einerseits entfällt für viele das ständige Pendeln zum Arbeitsplatz, andererseits steigt die Gefahr für einen Burn-out durch ständige Verfügbarkeit insbesondere bei der jüngeren Generation.

 

Geschäftsreisen: unscharfe Trennung statt klarer Abgrenzung

Auch im Bereich der Geschäfts- und Freizeitreisen verschwimmen die Grenzen zunehmend: Immer mehr Arbeitnehmer versuchen, die Bedürfnisse nach Freizeit mit den beruflichen Anforderungen einer Geschäftsreise in Einklang zu bringen. Das belegen auch neuste statistische Erhebungen: Bei Geschäftsreisenden liegt Bleisure Travel schon jetzt ganz hoch im Kurs, wenn es darum geht, berufliche und private Aspekte bestmöglich miteinander zu verbinden. Was letztlich kaum verwundert, schließlich bietet es sich nach getaner Arbeit vor Ort ja an, die ein oder andere Tourismusattraktion zu besuchen. Bevor – salopp gesagt – der Laptop gegen den Liegestuhl getauscht werden kann, gibt es einige Herausforderungen zu meistern.

 

Besondere Herausforderungen von Bleisure-Reisen

Geht es darum, das Berufliche vom Privaten sauber zu trennen, müssen folgende Aspekte unbedingt im Vorfeld berücksichtig werden:

Reiserichtlinie

Um der neuen Dynamik Rechnung zu tragen, müssen natürlich als Erstes die Reiserichtlinien überarbeitet werden: Neue Regeln und Leitlinien sollten aufgestellt und die Grenzen der Sorgfaltspflicht festgelegt werden. Darüber hinaus müssen Mittel und Wege gefunden werden, die Einhaltung dieser Vorschriften sicherzustellen.

Recht und Versicherung

Rechtliche und versicherungstechnische Fragen stehen ebenso ganz oben auf der Agenda. Etwa 30 Prozent der befragten Unternehmen sind aktuell nicht bereit, ihre Risikopolitik für Geschäftsreisen auf zusätzliche Tage oder Freizeit auszudehnen.

Visum

Bei Auslandsreisen gilt es sicherzustellen, dass ein entsprechendes Visum vorliegt, welches alle Aktivitäten gestattet, die für beide Aspekte der Reise geplant sind.

Ausgaben

Sowohl für die Abrechnung als auch in Bezug auf steuerrechtliche Aspekte müssen Geschäfts- und Freizeitausgaben ordnungsgemäß voneinander getrennt werden. Laut Statista lag die Bereitschaft von Unternehmen, die Kosten für Freizeitaktivitäten für Geschäftsreisende zu übernehmen, bei gerade einmal 4 %. Wozu natürlich weder Hin- noch Rückflüge zählen.

Sicherheit

Da Geschäftsreisende bei Bleisure-Reisen etwa Laptops oder weitere Geschäftsausstattung mit sich führen, sollten auch potenzielle Datenschutzrisiken in Betracht gezogen werden.

 

Es gibt also einige Faktoren, die vorab zu beachten sind, um Bleisure-Reisen zu ermöglichen. Sind Unternehmen dazu generell bereit?

 

Unternehmen und Bleisure-Reisen – passt das zusammen?

Werfen wir dafür einen Blick auf die Statistik: Bereits 2018 enthielten 60 % aller Geschäftsreisen in den USA die ein oder andere Freizeitkomponente. Ein Trend, der ebenso in der EU zu beobachten ist: Wie unsere eigenen Daten belegen, die wir Ihnen in unseren Business Travel Trends 2023 aufbereitet haben, begannen im Jahr 2022 bereits 16,1 % der Geschäftsreisen an einem Wochenende. Deren Anteil lag 2019 noch bei 13,4 %. Der Trend scheint sich weiter zu verstärken, was weitere Studien belegen: 90 % der Millennials sowie 80 % der Babyboomer-Generation haben bereits erste Erfahrungen mit Bleisure Travel gemacht.

Diese neue Art der Geschäftsreisen bietet Unternehmen zudem einen Vorteil im Wettbewerb um die am besten qualifizierten Fachkräfte – ein Aspekt, der sich in den nächsten Jahren noch verstärken wird. Und was wir ebenfalls nicht vergessen sollten: Bleisure Travel kann die Zufriedenheit der Mitarbeitenden enorm steigern. Es gibt jedoch noch weitere Gründe für die zunehmende Beliebtheit von Bleisure-Reisen.

 

Warum sind Bleisure-Reisen so beliebt?

millennials-and-bleisure-travel

 
Geringe Kosten

Reisende haben die Chance, ihre Freizeit an einem Ort zu geringeren Kosten als üblich zu verbringen.

Steigerung der Moral

Mit dem Grad der Zufriedenheit steigt auch die Arbeitsmoral: Während Geschäftsreisen an sich bereits als Vorteil wahrgenommen werden, erfreuen sich Mitarbeitende ganz besonders daran, wenn diese um Freizeitaspekte ergänzt werden können. Das Risiko eines Burn-outs scheint zu sinken, während die Lebensqualität steigt.

Bessere Work-Life-Balance

Auf den Faktor Work-Life-Balance hatten wir bereits hingewiesen: Manche Unternehmen erlauben es Geschäftsreisenden mittlerweile sogar, ihre Familie mitzubringen. Wenngleich dies in der Regel nur auf eigene Kosten möglich ist.

Empowerment

Auch der Faktor Vertrauen spielt bei Bleisure Travel eine wichtige Rolle: Dieses kann sich zum einen als Motivationsförderer auswirken, zum anderen erlaubt es Mitarbeitenden, die entsprechenden privaten Elemente der Reise selbstständig zu planen und zu organisieren. Alles hängt jedoch davon ab, wie diese Freiheiten in der Reiserichtlinie definiert sind.

Kulturelles Verständnis

Die lokale Kultur hautnah zu erleben, die Natur vor Ort zu erkunden – all dies kann dazu beitragen, die Beziehungen zu den dort ansässigen Geschäftskunden zusätzlich zu stärken.

Nachhaltigkeit

Ein Argument, das mehr als auf der Hand liegt: Haben Geschäftsreisende bereits vor Ort die Möglichkeit, Land und Leute näher kennenzulernen, müssen sie nicht zwangsläufig nochmals privat dorthin reisen. Und schonen auf diese Weise ihren ökologischen Fußabdruck.

All diese Argumente sprechen ganz klar für Bleisure Travel. Zufriedene Mitarbeitende sind für Unternehmen Gold wert – und gerade die Art der Kombination von geschäftlichen und privaten Reisen kann für Unternehmen zu einem Magneten werden, der neue Talente magisch anzieht.

 

Kombination wird immer einfacher

Diesen Trend haben natürlich auch Business Travel Dienstleister längst erkannt. Ebenso, dass die Logistik eines der größten Hindernisse darstellt: Einerseits sind Arbeitgeber durchaus bereit, ihren Mitarbeitenden auch Freizeit vor Ort zu ermöglichen – andererseits sträuben sie sich, wenn es die Bezahlung etwa von Hotel und Transport geht. Welche Lösungen sind hierfür denkbar?

Längst gibt es benutzerfreundliche Mobilitätslösungen, die Ihnen vielleicht bereits unter dem Schlagwort Mobility as a Service oder "MaaS" bekannt sind. So bietet etwa die Avis Autovermietung eine Splitting-Funktion für Rechnungen, die es ermöglicht, Zahlungen exakt der entsprechenden Firmen-, Privatkarte oder anderen Zahlungsmitteln zuzuordnen. Und auch im Hotelsegment spielt Bleisure Travel bereits eine Rolle: So hat Marriott sein Marketing bereits entsprechend angepasst und bietet Geschäftsreisenden neben der Unterkunft auch Freizeitangebote. Diese Beispiele zeigen, dass der Markt für Bleisure-Reisende bereits in Bewegung ist. Der wichtigste Aspekt dabei ist und bleibt der Mitarbeitende.

 

Die Mitarbeitenden im Mittelpunkt

Fassen wir kurz zusammen: Sofern die Rahmenbedingungen für Bleisure-Reisen klar und sauber abgesteckt sind, eröffnen sie Geschäftsreisenden eine Vielzahl von Annehmlichkeiten und bieten Unternehmen ein enormes Potenzial: Eine bessere Arbeitsmoral, mehr Produktivität und eine höhere Zufriedenheit sind dabei drei Aspekte. Und diese können mit geringen oder gar keinen zusätzlichen Kosten realisiert werden. Kommen jetzt noch technologische Lösungen ins Spiel, die den administrativen Aufwand verringern (etwa durch automatisches Rechnungssplitting), spricht kaum etwas gegen Bleisure Travel, oder doch?

Jedenfalls nicht unter umweltfreundlichen, nachhaltigen Aspekten: Ein Mitarbeitender, der bereits in New York ist, braucht sich nicht Wochen später erneut in den Flieger zu setzen, um auf die Freiheitsstatue zu steigen. Er hat sie längst besichtigt – und seinem Businesspartner begeistert davon erzählt.

 

Photo by DocuSign on Unsplash

 

 


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