Wer hätte gedacht, dass eine Pandemie zum größten Motor der Digitalisierung werden würde? Dass die heiß geliebte Barzahlung auch bei uns tatsächlich zurückgeht – und stattdessen Technologien wie NFC, Zahlungen per Smartwach oder Smartphone verstärkt zum Einsatz kommen?
In unserem heutigen Blog wagen wir den Blick voraus: Wie wird sich die Zahlungslandschaft weiter verändern? Welche Trends sind bereits erkennbar? Und wie werden sich die mit der Digitalisierung einhergehenden neuen Technologien auf den Zahlungsverkehr auswirken?
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Vorgabe möglichst einfacher und schneller Zahlungen wird um mindestens zwei Elemente erweitert: Unsichtbare und eingebettete Zahlungen werden dazu beitragen, das Kundenerlebnis noch reibungsloser zu gestalten. Auf Unternehmensseite wird es auf vier Bereiche ankommen: Neben einer gemeinsamen Infrastruktur und eingebetteten Finanzsystemen werden Dateneffizienz und plattformbasierte Geschäftsmodelle eine entscheidende Rolle spielen.
Der reibungslose Einkauf rückt zunehmend in den Fokus. Wie dieser aussehen kann, zeigen Unternehmen wie Uber oder die US-Filialen von Amazon Go bereits: Niemand kramt mehr nach Kleingeld, ja nicht einmal die EC-Karte muss noch gezückt werden. Stattdessen checkt ein Kunde bei Amazon Go über die App ein, entnimmt die gewünschten Waren und checkt letztlich wieder aus. Den Rest übernehmen Sensoren und Kameras – und statt einem aktiven Bezahlvorgang wickelt die App unsichtbar im Hintergrund die Bezahlung ab.
Und wenngleich es Kunden prinzipiell egal ist, welche Technologien sich hinter solchen Prozessen verbergen (im Amazon-Fall ein Zusammenspiel aus IoT – dem Internet der Dinge – und künstlicher Intelligenz), sind wir in Deutschland noch weit vom Einsatz biometrischer Bezahlmethoden entfernt. Stichwort: Datenschutz.
Anders als etwa in China, wo Gesichtserkennungs-Software oder Handscan-Technologien bei Alibaba oder Tencent längst jene unsichtbaren Zahlungen ermöglichen. Und dennoch: Voice-Commerce-Technologien wie Amazon Alexa oder den Google Assistant funktionieren letztlich genauso. Bezahlt wird im Hintergrund über die hinterlegte Kreditkarte. Mehr zum Thema Unsichtbare Zahlungen erfahren Sie auch in unserem Podcast mit Prof. Dr. Walter von der Kanzlei Schalast.
Geht es um die zukünftige Zahlungsinfrastruktur von Unternehmen, werden gemeinsame Dienste sowie eine Öffnung hin zu mehr Integration maßgebend sein. Insbesondere maßgeschneiderte Dienstleisterportfolios werden den Kern eines Systems bilden, das branchenspezifische Kundenlösungen ermöglicht. Hierbei werden sowohl Integrationsmodule als auch APIs und cloudbasierte Daten in den Vordergrund rücken.
Digitale ID-Lösungen können in Zukunft effizient dazu beitragen, den Online-Betrug auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Denn dieser kostet Unternehmen weltweit aktuell geschätzte 1,8 Prozent ihres Jahresumsatzes. Da sich jedoch mobile Zahlungen immer mehr durchsetzen, könnten bis 2024 ca. 5 Milliarden Menschen digitale ID-Plattformen zur eindeutigen Identifizierung nutzen und so zu einem optimalen Kundenerlebnis beitragen. Und für eine Reduktion der Reibungsverluste beim Check-out-Prozess bei Online- und In-Store-Transaktionen sorgen, die sich aktuell auf 30 Prozent belaufen.
Eine recht neue Dienstleistung, welcher ebenfalls ein enormes Wachstumspotenzial eingeräumt wird, ist die Planung, Buchung und Bezahlung verschiedener Mobilitätsdienstleistungen über einen zentralen digitalen Kanal. Unter dem zentralen Aspekt der Nachhaltigkeit können Reisende hierbei aus verschiedenen Alternativen zur Nutzung des privaten Verkehrsmittels wählen. Ein Markt, der sich laut Statista.com von einem Volumen von 74 Milliarden Dollar im Jahr 2021 auf geschätzte 230 Milliarden Dollar im Jahr 2025 entwickeln wird.
Ob Lebensmittellieferungen oder Ridesharing – reibungslose und eingebettete Zahlungen, bei denen der Zahlungsprozess nahtlos integriert ist, sind nach wie vor ein weiterer großer Trend im Zahlungsverkehr. Aktuellen Schätzungen zufolge wird das Marktvolumen bis 2030 auf 7 Billionen Dollar steigen. Verbraucher werden diese Art der Zahlung schlichtweg künftig erwarten.
Ein weiteres Phänomen, das jedoch in Deutschland seit Jahren gang und gäbe ist: Die Ratenzahlung bzw. der Rechnungskauf. Unter dem Titel „Buy now pay later“ ist ein steigender Trend hin zur Finanzierung erkennbar. Gerade für Personen mit einer geringen Kreditwürdigkeit stellt BNPL einen einfachen Zugang zu Krediten dar. Hinzu kommt die verstärkte Nachfrage nach bequemen und zinsgünstigen Optionen. Einem Bericht von Worldpay zufolge wird erwartet, dass der Markt für BNPL-Plattformen bis 2027 eine jährliche Wachstumsrate von mehr als 20 Prozent aufweisen wird.
Elektronische Geldbörsen sind mit der zunehmenden Digitalisierung des Zahlungsverkehrs unmittelbar verbunden. Die Prognose bis 2024 lautet: 51,7 Prozent des gesamten E-Commerce-Zahlungsverkehrs werden über E-Wallets abgewickelt werden. Hierzu werden sowohl die nahtlose Integration mit sozialen Medien als auch der Aufstieg von 5G beitragen.
Account-to-Account-Zahlungen (A2A) bilden eine praktikable Alternative zu Kreditkartenzahlungen, erfolgen per Banküberweisung und sind daher für Händler sehr vorteilhaft. Es wird erwartet, dass sie bis 2023 etwa ein Fünftel aller E-Commerce-Zahlungen ausmachen.
Ob und inwiefern sich Kryptowährungen auch für Unternehmenszahlungen durchsetzen werden, hatten wir bereits in unserem vergangenen Blog-Artikel beleuchtet. Zuletzt sorgten stark schwankende Kurse des Bitcoins für Aufsehen, dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass insbesondere die Nutzung von Blockchain-Technologie 2021 stark angestiegen ist. Die vorläufige Prognose von Capgemini bis 2025 lautet: Instant Payment und elektronisches Geld werden mehr als 25 Prozent der weltweiten bargeldlosen Transaktionen ausmachen.
Während Open Banking immer mehr Märkte erobert, fällt der Wertschöpfung aus effizienten Daten eine immer größere Bedeutung zu. Open Banking ermöglicht Kunden reibungslose Zahlungen sowie einen kostengünstigen internationalen Geldtransfer – ohne den Verwaltungsaufwand traditioneller Banküberweisungen. Doch obwohl die Wertschöpfung aus Daten zunehmend überlebenswichtig wird, monetarisieren nur ca. 40 Prozent der befragten Banken transaktionsbasierte APIs. Jedoch beabsichtigen 52 Prozent, in Drittanbieter zu investieren, um innovative Angebote zu entwickeln, API-basierte Ökosysteme zu organisieren und zu plattformbasierten Geschäftsmodellen überzugehen.
Die Implementierung von Platform-as-a-Service (PaaS) bietet Vorteile wie die Vermeidung von Kapitalkosten, Flexibilität beim Hinzufügen neuer Funktionen, Zahlungssysteme, Clearing-Zugang und die Möglichkeit, neue Produkte schneller einzuführen. Wir sind gespannt, wie sich dieser und alle weiteren hier vorgestellten Payment-Trends in Zukunft tatsächlich entwickeln werden!